Das Roemer- und Pelizaeus-Museum (RPM) Hildesheim freut sich über die fortlaufende Zusammenarbeit mit der renommierten Gold- und Silberschmiede Th. Blume. Diese Kooperation, die erstmalig bereits im 19. Jahrhundert nach dem sensationellen Hildesheimer Silberfund initiiert wurde, hat sich bis heute als eine fruchtbare Verbindung von Kunst und Handwerk erwiesen, die das kulturelle Leben in Hildesheim nachhaltig bereichert und die Hildesheimer Stadtgeschichte lebendig hält.
In den acht Schaufenstern des traditionsreichen Juweliergeschäfts Th. Blume werden noch bis zum 3. September 2024 acht Steinfragmente von historischen Hildesheimer Gebäuden mit den zum Verkauf stehenden handgearbeiteten Schmuckstücken präsentiert und vereinen dabei historische Tiefe mit zeitgemäßer Eleganz.
Jochen Blume, der Inhaber des traditionsreichen Juweliergeschäfts und seit 40 Jahren engagiertes Mitglied im Freundeskreis Ägyptisches Museum Wilhelm Pelizaeus e.V., spielt eine zentrale Rolle in dieser Partnerschaft. Seit 1994 hat er nun bereits zum vierten Mal gemeinsam dem Künstler und Schaufenstergestalter Roland Bauer ausgewählte Museumsobjekte in seinen Schaufenstern inszeniert. „Diese Zusammenarbeit stellt eine einzigartige Gelegenheit dar, Kunst und Kultur einem breiten Publikum zugänglich zu machen, betont Museumschefin Dr. Lara Weiss, und: „Durch die Präsentation der Museumsexponate im städtischen Raum machen wir die Verbindung zwischen historischem Erbe und dem modernen Leben unserer Stadt sichtbar.”
Kurator Dr. Stefan Bölke fügt hinzu, “für die Stadt Hildesheim ist Kunst im öffentlichen Raum von unschätzbarem Wert. Sie fördert nicht nur das kulturelle Bewusstsein, sondern bereichert auch das Stadtbild und stärkt das Gemeinschaftsgefühl der Hildesheimer zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.”
Die Ausstellungen im Schaufenster der Gold- und Silberschmiede Th. Blume bieten Bürgerinnen und Bürgern sowie Besuchern der Stadt nun die Möglichkeit, die Kunstwerke entspannt beim Stadtbummel zu erleben. Auch Roland Bauer unterstreicht die Bedeutung der Zusammenarbeit: „Es ist uns eine große Ehre, die wertvollen Stücke des Roemer- und Pelizaeus-Museums präsentieren zu dürfen.“ Die derzeitige Präsentation, die wertvolle Schmuckstücke des Goldschmiedes mit Museumsobjekten kombiniert, ist ein weiterer Meilenstein in der langjährigen Zusammenarbeit der Kooperationspartner und zeigt eindrucksvoll, wie traditionelle Handwerkskunst und historische Kunstwerke im öffentlichen Raum zusammengeführt werden können, um das kulturelle Erbe Hildesheims lebendig zu halten. Mitinhaberin und Goldschmiedemeisterin Beryl Blume, Frau Ursula Ernst-Blume und Gaby Rosenthal dekorieren den Schmuck und das Tafelsilber in diese Bühnen.
Bereits vor über 120 Jahren standen die stadthistorisch interessierten Bürgerinnen und Bürger Hildesheims vor einem besonderen Problem: Das von Hermann Roemer gegründete Städtische Museum war mit der Aufbewahrung steinerner Architektur- und Ausstattungsobjekte überfordert. Der Abriss mehrerer Kirchen, die Auflösung innerstädtischer Kirchhöfe und die Niederlegung der Stadtbefestigung Anfang des 19. Jahrhunderts hatten eine Fülle von historischen Steinobjekten hinterlassen, deren Unterbringung im Städtischen Museum nur begrenzt möglich war. Deshalb gründete der damalige Oberbürgermeister Struckmann im Jahre 1893 den „Verein zur Erhaltung der Kunstdenkmäler Hildesheims“ und richtete im Turmbereich der Andreaskirche ein Architekturmuseum ein – das Andreas Museum. Dort wurden die verbliebenen steinernen Zeugnisse der Hildesheimer Baugeschichte ausgestellt.
Am 22. März 1945 zerstörten Bomben den Stadtkern, darunter auch die Andreaskirche und das Andreas-Museum. Ein Bergungstrupp sicherte die Fragmente des Andreasensembles und trug alle erhaltenswerten Steinskulpturen aus den Trümmern der Stadt zusammen. Die Steinfragmente wurden zunächst in die Ruine der Martinikirche gebracht. Engagierte Bürger kümmerten sich um die Steine, und Teile wurden als Spolien in der Stadt eingebaut, beispielsweise im Rathaus oder der Pfaffenstiegmauer.
Der Verdienst der Erschließung dieser über 700 Objekte gebührt Frau Elisabeth Kampen, die im Jahr 2001 im Auftrag des Hildesheimer Heimat- und Geschichtsvereins eine umfassende Dokumentation vorlegte, die die Erschließung dieses stadthistorisch bedeutsamen Sammlungsbereichs erst ermöglichte.
Seit drei Jahren lagern die Fragmente im neuen Zentraldepot des Roemer- und Pelizaeus-Museums, und nun werden einige ausgewählte Stücke in den Schaufenstern des Juweliers Blume gezeigt.