Das Roemer- und Pelizaeus-Museum (RPM) lädt am Donnerstag, 10. April um 18 Uhr zu einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion ein, die anlässlich der Videoinstallation „Hildesheim: Blüte – Zerstörung – Wiederaufbau“ Fragen zur Erinnerungskultur thematisiert.
Was ist moderne Erinnerungsarbeit und was möchte sie erreichen? Welche Formen des Gedenkens und welche Erinnerungsorte gibt es? Welche Rolle spielen Museen bei der Erinnerungsarbeit und erfüllen Museen andere Aufgaben als beispielsweise Gedenkstätten oder Archiven?
Fragen nach Gedenken, Mahnen und Erinnern sind heute aktueller denn je, Erinnerungskultur ist stets im Wandel und muss sich an die heutigen gesellschaftlichen Herausforderungen anpassen.
Kann es überhaupt eine kollektive Erinnerungskultur in einer diversen Gesellschaft mit ganz unterschiedlichen Familiengedächtnissen geben und welche gemeinsame Erinnerungsarbeit erfordert dies? Welche Verantwortung leiten wir aus dem gemeinsamen Erinnern für unser heutiges Zusammenleben und unsere Zukunft ab?
After Work Spezial
In einem After Work Spezial können Interessierte am 10. April, in Anlehnung an das etablierte, dialogische RPM-Format, mit externen Expert*innen in den Austausch gehen. Unter der Moderation des Lehrers und Autors Dr. Hartmut Häger sprechen Hetty Berg, Direktorin des Jüdischen Museums Berlin, Prof. Dr. Michael Schütz, Archivdirektor des Stadtarchivs Hildesheim im Ruhestand und Dr. Jens Binner, Direktor des ZeitZentrums Zivilcourage in Hannover mit der Hildesheimer Stadtgesellschaft über die Formen und Bedeutung von Gedenken, Mahnen und Erinnern in einer sich wandelnden Gesellschaft.
Die Expert*innen:
Hetty Berg
Direktorin Jüdisches Museum Berlin
Hetty Berg ist seit dem 1. April 2020 Direktorin des Jüdischen Museums Berlin. Zuvor war die Niederländerin mehr als 30 Jahre lang am Jüdischen Historischen Museum in Amsterdam in unterschiedlichen Funktionen tätig.
Hetty Berg wurde 1961 in Den Haag geboren. Nach einer vierjährigen Tanzausbildung in London und Amsterdam studierte sie Theaterwissenschaften in Amsterdam. Neben ihrer Berufstätigkeit erwarb sie einen Master im Management für Non-Profit-Organisationen in Utrecht. Die Kulturhistorikerin ist Mitglied in mehreren wissenschaftlichen Beiräten und Gremien; so ist sie seit 2016 Mitglied im niederländischen Nationalkomitee für Ethische Richtlinien für Museen und war von 2007 bis 2013 im Vorstand der Association of European Jewish Museums.
Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind jüdische Kulturgeschichte, Juden in den Niederlanden und Museumskunde. Hetty Berg ist seit über 40 Jahren Mitglied der liberalen jüdischen Gemeinde in Amsterdam.
Prof. Dr. Michael Schütz
Archivdirektor des Stadtarchivs Hildesheim im Ruhestand
Prof. Dr. Michael Schütz war von 1996 bis 2024 im Archivdienst der Stadt Hildesheim tätig, von 2015 bis 2024 als Leiter des Fachbereichs Archiv und Bibliotheken und Archivdirektor.
Prof. Dr. Schütz hat Geschichte, Germanistik und Erziehungswissenschaft in Hamburg studiert. Während seiner Dissertation über die spätmittelalterliche Geschichte des Erzbistums Bremen war er einige Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hamburg tätig, danach bis 1996 im Staatsarchiv Hamburg mit Abordnung an die Archivschule Marburg. 2017 erhielt Prof. Dr. Schütz die Ernennung zum Honorar-Professor an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) Hildesheim/Holzminden/Göttingen.
Er ist Mitglied der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Mitglied im Kuratorium der Waltraute Macke-Brüggemann-Stiftung und Vorsitzender des Freundeskreises der Jüdischen Gemeinde Hildesheim e.V.
Dr. Jens Binner
Direktor des ZeitZentrums Zivilcourage, Hannover
Dr. Jens Binner ist seit 2021 Direktor des ZeitZentrums Zivilcourage in Hannover, einem Lernort zur hannoverschen Stadtgesellschaft im Nationalsozialismus. Neben der Gestaltung von Gedenktagen, der Organisation von Veranstaltungsreihen der historisch-politischen Bildung stehen im ZeitZentrum Zivilcourage auch die pädagogische Vermittlung und Zusammenarbeit mit Schulen im Fokus.
Dr. Jens Binner wurde 1965 in Aurich geboren und studierte Geschichte, Politische Wissenschaft und Soziologie an der Universität Hannover. Nach seiner Promotion war der Historiker als wissenschaftlicher Mitarbeiter in mehreren Ausstellungsprojekten tätig, unter anderem von 2013 bis 2015 bei der Entwicklung der neuen Dauerausstellung der Gedenkstätte Buchenwald. Von 2015 bis 2021 war Dr. Binner persönlicher Referent des Geschäftsführers der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten und Leiter der Abteilung Kommunikation und Veranstaltungen.
Seine Arbeits- und Publikationsschwerpunkte sind Zwangsarbeit, jüdische Geschichte und Erinnerungskultur zum Nationalsozialismus. Dr. Binner ist unter anderem Mitglied der Regionalarbeitsgruppe Hannover des Vereins Gegen Vergessen e.V. und im Vorstand des Vereins Sinti und Roma Holocaust-Mahnmal Hannover e.V.
Dr. Hartmut Häger
Lehrer und Autor, Hildesheim
Dr. Hartmut Häger wurde 1948 geboren und lebt seit 1969 in Hildesheim. Er war Lehrer in der GTS Drispenstedt, Konrektor an der Hauptschule Marienburger Höhe, Rektor an der Orientierungsstufe Himmelsthür, Schulamtsdirektor in Peine und zuletzt Direktor am Niedersächsischen Landesamt für Lehrerbildung und Schulentwicklung in Hildesheim. 2005 ging er in den Ruhestand, im gleichen Jahr promovierte er an der Universität Hildesheim zum Thema Kriegstotengedenken in Hildesheim.
Dr. Häger war bis 2011 Hildesheimer Ratsherr und ist seit 1996 Fraktionsvorsitzender der SPD. Seit 1991 ist er stellvertretender Vorsitzender der Universitätsgesellschaft. Seit 2000 war er stellvertretender Vorsitzender, von 2015 bis 2022 Vorsitzender, ab 2023 Ehrenvorsitzender des Hildesheimer Museumsvereins.
Dr. Häger betreut seit 2017 die Hildesheimer Stolpersteinprojekte. 2022 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. Als Autor veröffentlichte er verschiedene Bücher zur Stadtgeschichte und zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Hildesheims.




Informationen zur Podiumsdiskussion:
Die Podiumsdiskussion findet im Rahmen des Begleitprogrammes zur Videoinstallation „Hildesheim: Blüte – Zerstörung – Wiederaufbau“ statt, mit der das RPM dem 80. Jahrestag der Zerstörung Hildesheims am 22. März 1945 gedenkt.
Ein vorheriger Besuch der Videoinstallation und kleinen Begleitausstellung ist bis 17:00 Uhr möglich, das letzte Zeitfenster der Videoinstallation beginnt um 16:15 Uhr. Die Stunde bis zum Beginn der Podiumsdiskussion können Sie zum Beispiel im schönen Ambiente unseres neu eröffneten Museumscafés Kahlo überbrücken, das ab sofort täglich (auch montags) von 9 bis 18 Uhr geöffnet hat.
Die Podiumsdiskussion „Vergangenheit erinnern, Zukunft gestalten“ findet am 10. April 2025 von 18 bis 20 Uhr im Schafhausen-Saal des Roemer- und Pelizaeus-Museums statt. Der Eintritt ist frei mit Dank an die freundliche Unterstützung des Hildesheimer Museumsvereins e.V.
Um eine verbindliche Anmeldung via kasse@rpmuseum.de wird bis zum 7. April gebeten.
Ihr Besuch der Videoinstallation:
Die Videoinstallation „Hildesheim: Blüte – Zerstörung – Wiederaufbau“ ist bis zum 22. Juni 2025 zu folgenden Zeiten im RPM zu erleben:
- Dienstag bis Donnerstag: stündlich von 11:15 Uhr – 16:15 Uhr
- Freitag bis Sonntag: stündlich von 10:15 Uhr – 16:15 Uhr
Die Teilnehmerzahl ist auf 30 Personen pro Vorführung begrenzt. Eine Reservierung wird empfohlen.
Tickets und Zeitfenster können ab sofort über den Online Shop des Museums gebucht werden.