Frisches Gefieder für die Gänse des Amun

Im Rahmen unserer Kooperation mit der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) restaurierte die Studentin Luiza Melanchthon während ihres Praktikums im RPM die „Gänse des Amun“, eine altägyptische Kalkstein-Plastik. Wir haben ihr in der Restaurierungswerkstatt über die Schulter geschaut.

Die „Gänse des Amun“ sind ein Opfergeschenk an den Gott Amun in Gestalt von neun Nilgänsen. Zwei große, drei mittlere und vier kleine Gänse verteilen sich auf einem Sockel, an dessen Vorderseite Hieroglyphen aufgemalt sind. Figuren und Sockel wurden aus einem Werkstück gefertigt. Die 17,5 cm x 11,5 cm x 7,5 cm große Kalkstein-Plastik datiert in das Neue Reich (ca. 1229 – 1186/85 v. Chr.).

Bei den Gänsen war buchstäblich der Lack ab: Vor allem an den Köpfen und dem oberen Rücken der Gänse ist es mit den Jahren zu einer starken Schollenbildung gekommen. Durch den Lacküberzug, der während einer ersten Restaurierung in den 1960er Jahren aufgebracht wurde, entstanden Spannungen auf der Oberfläche, wodurch die Fassung stellenweise vom Träger getrennt wurde. In Bereichen, in denen die Leimschicht im Vergleich zum Rest der Oberfläche dick aufgetragen wurde, gingen durch das Abblättern Fassungsfragmente verloren. An diesen Stellen war der helle Stein sichtbar, was optisch stark irritierte.

Die gesamte Oberfläche erweckte den Eindruck, als läge ein grauer Schleier auf ihr. Unter dem Mikroskop wurde deutlich, dass in der Leimschicht viel Staub und andere Partikel eingebunden sind. Der Leim wurde bei der ersten Restaurierung vermutlich zusätzlich mit Pigmenten versetzt, um gleichzeitig als Retusche zu dienen.

Ziel der Restaurierung war die Sicherung der Fassung sowie eine bestmögliche Wiederherstellung des ursprünglichen Erscheinungsbildes der Plastik.

Dazu wurde die Leimschicht trocken und mit destilliertem Wasser reduziert und vorhandene Krusten mit einem Skalpell unter dem Mikroskop entfernt. Die abstehenden Schollen in der Fassung wurden gesichert.

Abschließend wurden die steinsichtigen Stellen sowie die Augen- und Schnabelpartien der Gänse retuschiert und die Federn anhand von sichtbaren Linien sowie durch den Abgleich mit historischen Fotos herausgearbeitet. Es wurden ausschließlich Linien nachgezogen, die am Objekt erkennbar und eindeutig bereits vor der ersten Restaurierung vorhanden waren.

Bereit für die neue Ägypten-Dauerausstellung

Nach erfolgreicher Restaurierung strahlen die Gänse des Amun nun wieder im neuen Glanz und warten sorgsam verpackt im Depot auf ihre Präsentation in unserer neuen Ägypten-Dauerausstellung.

Die Ausstellung eröffnen wir im Dezember, bereits ab dem 13. Mai können Sie aber die Highlights unserer Ägyptensammlung in einer Interimsausstellung erleben, zu der wir ein spannendes Rahmenprogramm anbieten.

 

Sommer-Special

In den niedersächsischen Sommerferien haben Sie außerdem jeden Dienstag die Gelegenheit, zusammen mit dem Kurator unserer Ägyptenabteilung Dr. Christian Bayer das originalgetreu nachgebaute Sennefer-Grab im Schein der Taschenlampe zu erkunden.

Weitere Informationen zur Führung und den Terminen finden Sie hier.

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Unsere Praktikantin Luiza Melanchthon bei der Arbeit | © RPM
Die "Gänse des Amun" vor der Restaurierung | © RPM
Die "Gänse des Amun" nach der Restaurierung | © RPM
Das Gefieder der "Gänse des Amun" nach der Restaurierung | © RPM